Bundeshaus-Blog
Dritte Woche, erster Tag (10.6.)
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Das Abstimmungswochenende war leider nicht so erfreulich. Das Stromgesetz wurde deutlich angenommen, bin sehr beruhigt. Dafür wurde unsere Prämienentlastunginitiative abgelehnt, und dies leider klarer, als erwartet. Damit sind die Probleme von vielen Leuten, welche die Krankenkassenprämien nicht mehr bezahlen können, aber immer nicht gelöst. Es braucht jetzt wohl eine öffentliche Krankenkasse.
In Winkel fand eine Ersatzwahl in den Gemeinderat statt. Leider hat es Lejla Salihu nicht geschafft, trotz ausgezeichnetem und engagiertem Wahlkampf. Ich bin aber sicher, dass Lejla nach den nächsten Erneuerungswahlen Mitglied im Gemeinderat Winkel sein wird!
Heute bin ich schon eine Stunde vor Sitzungsbeginn in Bern, da ich noch ein Interview mit einem Journalisten habe. Ich liebe es im Ratssaal zu sitzen, wenn er fast leer ist. Ist immer so friedlich.
Heute Nachmittag ist auch Angelo Barrile wieder zu Besuch. Es geht um eine Parlamentarische Initiative, die noch von ihm eingereicht wurde. Schweizer Staatsbürger:innen sollen beim Nachzug von Familienangehörigen aus Drittstaaten gleiche Rechte wie EU- und EFTA-Bürger:innen erhalten. Nach geltendem Recht können Schweizer:innen bis jetzt nämlich nur ihre Ehepartner:innen sowie Kinder unter 18 Jahren aus Drittstaaten nachziehen, keine weiteren Verwandten. Der Rat stimmt der Gesetzesänderung mit 104:86 Stimmen bei 7 Enthaltungen zu. Ein Erfolg für Angelo!
Der Tag endet aber nicht gut: Eine Motion von SR Petra Gössi, welche die Rückführung von Eritreern mit abgewiesenen Asylgesuchen in ein Drittland verlangt (zB. Ruanda), erhält auch im Nationalrat eine Mehrheit. Dieser unverantwortliche und zudem undurchführbare Entscheid stellt das Recht auf Asyl und die Verpflichtungen der Schweiz im Rahmen der UNO-Flüchtlingskonvention in Frage. Ein absoluter Tiefpunkt.
Zweite Woche, vierter Tag (6.6)
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Heute Morgen geht es einmal mehr ums neue Namensrecht. Der Nationalrat hat sich nun für folgendes entschieden: Bei einer Heirat hat jede/r die Möglichkeiten, so zu heissen, wie man will. Also den eigenen Namen behalten oder denjenigen der Ehefrau oder des Ehemannes annehmen: man kann auch einen Doppelnamen wählen, mit oder ohne Bindestrich, auch die Reihenfolge der Namen kann bestimmt werden. Für die gemeinsamen Kinder muss man sich aber für einen Familiennamen entscheiden, es soll keine Doppelnamen geben. Ein entsprechender Antrag findet leider keine Mehrheit.
Nachher beschäftigen wir uns mit dem Strafgesetzbuch: Stalking soll endlich als Straftatbestand aufgenommen werden. Im Sinne des Opferschutzes wird nun diese Gesetzeslücke nach dem Willen des Nationalrates geschlossen. Stalking heisst nun allerdings «Nachstellung». Ein Antrag, den englischen Begriff zu übernehmen, findet keine Mehrheit. Die Vorlage geht jetzt in den Ständerat.
Nach Sitzungsschluss schaffe ich noch den 13-Uhr-Zug, und es geht bereits wieder nach Hause!
Zweite Woche, dritter Tag (5.6.)
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Die Sitzung geht heute nicht sehr lange, da ab Mittag die Fraktionsausflüge stattfinden. Im Rat verabschieden wir heute die Legislaturplanung, sie musste sogar in die Einigungskonferenz.
Ich nehme ausnahmsweise nicht am Fraktionsausflug daran teil, weil heute auch die sogenannte Übung Alpha Uno stattfindet: F/A-18 werden auf der Autobahn A1 starten und landen. Die Mitglieder der Sicherheitspolitischen Kommissionen sind zum Besuch der Übung eingeladen. Ehrensache, dass ich als Präsidentin der SiK-N mit dabei bin. Zum Glück spielt das Wetter mit, so ist die Stimmung unter den Gästen auch ausgezeichnet. Nicht so überzeugt bin ich allerdings, ob diese Übung tatsächlich nötig ist. Das zugrunde liegende Bedrohungsszenario halte ich auch unter den veränderten geopolitischen Bedingungen für die Schweiz als eher unwahrscheinlich.
Zweite Woche, zweiter Tag (4.6.)
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Der heutige Tag beginnt für mich wieder früh, mit einer weiteren Sitzung der Subkommission Änderung Kriegsmaterialgesetz. Und irgendwie werde ich gar nie richtig wach heute.
Im Rat geht es dann zuerst um aussenpolitische Anliegen. Am meisten für Aufmerksamkeit sorgt eine Motion von Fabian Molina, die verlangt, dass Palästina als Staat anerkennt werde, basierend auf den Grenzen von 1967. Dies unter der Bedingung der Freilassung der von der Hamas am 7. Oktober 2023 entführten israelischen Geiseln. Diese Anerkennung soll dazu beitragen, den Frieden und die Stabilität in der Region zu fördern und eine gerechte und dauerhafte Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt zu unterstützen. Ziel ist nach wie vor eine Zwei-Staaten-Lösung. Der Bundesrat wehrt sich gegen die Motion, weil eine solche Anerkennung in sein Kompetenzbereich gehört und er nicht vom Ansinnen überzeugt ist. Die Motion hat auch keine Chance und wird mit 61:131 Stimmen bei 2 Enthaltungen abgelehnt.
Über Mittag findet ein Anlass der Parlamentarischen Gruppe «Polizei und Sicherheitsfragen» statt, welche Jean-Luc Addor und ich präsidieren. Heute geht es um POLAP, also um die zukünftige nationale Abfrageplattform, die alle Kantonspolizeien und das fedpol miteinander vernetzt. Die Notwendigkeit dieser Plattform ist unbestritten. Man ist sich aber nicht ganz einig, welcher Weg am schnellsten zum Ziel führen wird: eine Verfassungsänderung auf Bundesebene oder ein Konkordat der Kantone. Zurzeit werden noch beide Wege gleichzeitig weiterverfolgt vom EJPD.
Nach der Fraktionssitzung am Nachmittag bin vom «staaslabor» für einen informellen Austausch mit der ehemaligen Vize-Generalsekretärin der Nato, Rose Gottemoeller, eingeladen. Die Neutralität der Schweiz ist erwartungsgemäss ein zentrales Diskussionsthema.
Zweite Wocher, erster Tag (3.6.)
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So wirklich erholsam war das Wochenende nicht, aber das wusste ich ja. Am Samstag am Parteitag traten Andi Daurù und ich als Co-Präsidium der SP Kanton Zürich zurück. Das war sehr emotional. Auch wenn wir uns den Entscheid gut überlegt haben und der Zeitpunkt jetzt auch wirklich günstig ist, spüre ich doch eine grosse Wehmut und so etwas ähnliches wie Abschiedsschmerz. Werde all die lieben Menschen, mir denen wir in den letzten sieben Jahren intensiv zusammengearbeitet haben, enorm vermissen. Zum Glück wird das Präsidium von Michèle Dünki und Jean-Daniel Strub übernommen. Eine bessere Nachfolge hätten wir uns nicht wünschen können !
(Foto von Sylvie Fee Matter)
Im Rat diskutieren wir heute vor allem über die sogenannte Umweltverantwortungsinitiative (für eine verantwortungsvolle Wirtschaft innerhalb den planetaren Grenzen) von den jungen Grünen. Die Initiative sieht die Einführung eines neuen Artikels in der Bundesverfassung vor. Wirtschaftliche Tätigkeiten dürfen nur so viele Ressourcen verbrauchen und Schadstoffe freisetzen, dass die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten bleiben. Dafür sieht die Initiative eine Übergangsfrist von 10 Jahren vor. Das ist sehr sportlich, eigentlich unmöglich. Darum gibt es auch einen direkten Gegenvorschlag. Dieser übernimmt die Verfassungsbestimmung der Volksinitiative, verzichtet aber auf die etwas überambitionierte Übergangsbestimmung von 10 Jahren. Die SP unterstützt beides, leider ohne Erfolg. Die Initiative sowie der Gegenvorschlag werden abgelehnt, nur die SP und die Grünen stimmen dafür.
Auch vom Ständerat gibt es nichts Positives zu vermelden : Der Armee/Ukraine-Deal, welcher mit einem Spezialfonds 10 Mrd. für die Armee bis 2030 und 5 Mrd. für die Ukraine-Aufbauhilfe zu Verfügung stellen würde (und so das Budget der internationalen Zusammenarbeit schonen würde), wird abgelehnt. Leider ziemlich deutlich, mit 28 :15 Stimmen und 2 Enthaltungen. Dafür wird der Zahlungsrahmen der Armee um 4 Mrd. aufgestockt, natürlich auf Kosten der internationalen Zusammenarbeit. Genau das wollten wir eigentlich verhindern.
Erste Woche, vierter Tag (30.5.)
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Heute Morgen haben wir ein Art «Gemischtwarenladen»: Es geht zum Beispiel von der Anerkennung von Berufsqualifikationen zwischen der Schweiz und Grossbritannien, über Aus- und Weiterbildung als Hilfe beim Berufswiedereinstieg bis hin zu tieferen Medikamentenpreisen. Aber eine Motion von SP-Kollege Bruno Storni hat medial die grösste Aufmerksamkeit: Schneckenzucht soll zur Landwirtschaft gezählt werden. Die Schneckenzucht bildet einen neuen Zweig in der Landwirtschaft, der weltweit einen Aufschwung erlebt, in der Schweiz aber in der Landwirtschaftszone nicht erlaubt ist, weil Schnecken nicht als landwirtschaftliche Nutztiere gelten. Die Motion wurde im Nationalrat bereits überwiesen, auch der Ständerat hat einer leicht abgeänderten Form zugestimmt. Heute geht es darum, die Version Ständerat anzunehmen, was der Nationlrat denn auch einstimmg tut. Meine Banknachbarin Claudia Friedl und ich malen uns aus, ob es dann vielleicht auch einen Alpaufzug gibt und ob man den Schnecken wohl auch Glöckchen anhängen wird ;-).
Nach Sitzungsschluss geht’s dann endlich wieder nach Hause. Freue mich, meine Familie wieder zu sehen und endlich auch wieder eimal im eigenen Bett zu schlafen!
Erste Woche, dritter Tag (29.5.)
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Der Tag beginnt heute sehr früh für mich. Ich habe bereits um 6.30 Uhr eine Subkommissionssitzung. Das ist nicht unüblich während den Sessionen, aber schon etwas anstrengend…
Im Rat geht es heute vor allem um die Bildung. Grundsätzlich ist das Bildungswesen kantonal organisiert, aber die sogenannte BFI-Botschaft – also die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation – ist eine nationale Angelegenheit. Der Bund erteilt finanzielle Unterstützung an Hochschulen und an Forchung. Es ist eine Binsenweisheit, aber deswegen nicht weniger wahr: Bildung ist der einzige Rohstoff, den wir in der Schweiz haben. Diesem sollten wir ihm Sorge tragen und auch genügend in die Bildung investieren. BR Guy Parmelin liess erfreulicherweise eine Vernehmlassung zur BFI-Botschaft durchführen. Doch leider war die Folge davon, dass die ganze Botschaft danach um 500 Mio. gekürzt wurde. Was für eine kurzsichtige und dämliche Sparübung! Unsere Hochschulen können ihre Exzellenz nicht bewahren, wenn sie nicht genügend alimentiert werden. Die Vorlage des Bundesrats kann immerhin etwas verbessert werden: Es gibt zum Beispiel 100 Mio. mehr für die ETH und 20 Mio. für den Nationalfonds. Das ist auch richtig so, denn Investitionen in Bildung, Weiterbildung, Forschung und Innovation sind essenziell für uns ! Die Vorlage geht jetzt in den Ständerat.
Nach Sitzungsschluss trifft sich wieder einmal die Bundeshaus-Band. Wir singen unser ganzes Liederbüchlein rauf und runter. Obwohl ich ziemlich müde bin, macht das sehr viel Spass und tut auch der Seele gut.
Erste Woche, zweiter Tag (28.5.)
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Es geht nicht sehr lange und ich bin wieder voll drin im Ratsbetrieb. Aber gedanklich bin ich noch etwas in Sofia geblieben. Meine Seele hat immer etwas länger, bis sie zurückgekehrt ist ;-).
Der heutige Morgen steht ganz unter dem Zeichen der Finanzpolitik. Die Finanzen des Bundes sind klamm, wegen der Schuldenbremse ist sparen angesagt. Wir haben uns dieses Korsett selber gegeben. Die Nettoschuldenquote der Schweiz beträgt lediglich 17,8%, die tiefste in Europa…
Zuerst geht es um Nachtragskredite zum Voranschlag 2024. Der Bundesrat wollte zum Beispiel nur 4 mickrige Mio. für die Frauen-Fussball-EM ausgeben (80 Mio. waren es 2008 notabene bei den Männern). Diese EM wird eine grosse Strahlkraft haben und ist der zweitgrösste Sportevent in Europa. Der Nationalrat legt darum nun 11 Mio. drauf.
Bei den Bundesasylzentren wird ein Nachkriegskredit für mehr Betten und Betriebsausgaben nun endlich bewilligt. Das ist richtig, denn der Bund ist hier in der Verantwortung.
Auch bei der Entwicklungszusammenarbeit gibt es 1 Mio. mehr für die Minenräumung in der Ukraine, obwohl Andreas Gafner meint, die Ukraine sei ein Fass ohne Boden. Da erübrigt sich jeglicher Kommentar…
Und dann wird doch tatsächlich die Tonnage-Tax beerdigt. Endlich – um es in den Worten von Jacqueline Badran zu sagen. Diese Steuerbegünstigungsvorlage war von Anfang bizarr: Die Hochseeschifffahrt, die finanziell eh gut dasteht, hätte absurde Steuergeschenke bekommen sollen. Im Angesicht der klammen Bundesfinanzen bekamen nun auch etliche Bürgerliche kalte Füsse. Der Nationalrat tritt darum mit 100:75 Stimmen bei 2 Enthaltungen gar nicht erst auf die Vorlage ein und folgt damit dem Ständerat.
SOMMERSESSION; 27.5.-14.6.2024, erster Tag (27.5)
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Diese Session beginnt mit einer Premiere für mich: Ich verpasse den ersten Sessionstag. Aber natürlich nicht, weil ich das Wochenende etwas verlängern wollte, sondern weil ich von Freitag bis heute Montag in Sofia weilte. Grund dafür ist die Nato-Plenarversammlung, als SiK-Präsidentin bin ich Teil der Schweizer Delegation. Die Schweiz ist an dieser Plenatversammlung auch mit dabei. Selbstverständlich nicht als Mitglied, aber als assoziiertes Partnerland. Am Wochenende wurden die Kommissionssitzungen abgehalten, heute findet nun die eigentliche Plenarsitzung statt. Es ist für mich das erste Mal, dass ich mich so ausgiebig mit Vertreter:innen aus anderen Ländern austauschen kann.
Der Fokus der Nato ist ganz klar: Man muss die Ukraine unterstützen, denn sie verteidigt unsere gemeinsamen demokratischen Werte. Von der Nato-Family ist oft die Rede und «One for all, all for one». Die Hauptaufgabe der Nato sei aber klar die Verhinderung von Krieg, durch glaubhafte Abschreckung. Der Generalsekretär Jens Stoltenberg ist heute auch anwesend und redet den Bündnispartnern ins Gewissen: Die Ukraine braucht unbedingt mehr Luftabwehr und Munition.
Als neutrales Land kann die Schweiz keine Waffen direkt in die Ukraine liefern, bei den Wiederausfuhren sind wir aber dran das Kriegsmaterialgesetz zu ändern. Ich hoffe, erfolgreich. Die Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock ist aber ein weiterer, wichtiger Schritt in Richtung Waffenstillstand. Dieses Angebot der Schweiz findet hier auch viel Wohlwollen, sogar Selenski erwähnt die Friedenskonferenz in seiner Videobotschaft. Was mir bis anhin nicht vollständig bewusst war: Die Interoperabilität ist auch innerhalb der Nato ein grosses Thema. Es handelt sich bei der Nato ja nicht um eine einzige Armee, sondern um einzelne, verschiedene Streitkräfte.
Am Nachmittag müssen wir Sofia (das mir übrigens sehr gut gefallen hat) wieder verlassen und fliegen in die Schweiz zurück. Zu Hause wechsle ich schnell den Koffer und fahre am Abend noch nach Bern. Jetzt kann die Session auch für mich beginnen!
Dritter Tag (17.4.)
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Die gute Nachricht zuerst: Die Abstimmungsanlage funktioniert wieder! Darum müssen wir gleich zu Beginn der Sitzung die Abstimmungen von gestern nachholen, das dauert doch eine halbe Stunde.
Nachher geht es um einen Vorstoss meines ehemaligen Ratskollegen und besten Freunds Angelo Barrile: Er fordert ein Verbot der öffentlichen Verwendung von extremistischen, gewaltverherrlichenden und rassistischen Symbolen. Die vorberatende Rechtskommission konzentrierte sich in der Diskussion auf zwei Pisten: Alle Symbole mit rassistischem Hintergrund sollen verboten werden oder nur unmissverständliche Nazisymbole. Insgesamt gibt es drei Vorstösse dazu. Alle werden zum Glück klar überwiesen. Nur die SVP ist dagegen (wie kann man nur!), es gibt aber auch da einige Zustimmungen und Enthaltungen.
Am Nachmittag geht es in der PaIv Bregy um eine Schwächung des Verbandsbeschwerderechts. Es soll nur noch für Projekte von Wohnbauten gelten, die eine Geschossfläche von grösser als 400 m2 haben und in einer Bauzone geplant sind. Damit soll verhindert werden, dass Umweltschutzorganisationen gegen kleinere oder mittelgrosse Bauvorhaben von Privatpersonen Beschwerde einreichen können. Wir sind klar gegen diese Aufweichung. Das Verbandsbeschwerderecht garantiert die Rechtskonformität von Bau-Vorhaben im Sinne des Natur- und Heimatschutzes, unabhängig von ihrer Grösse. Das Verbandsbeschwerderecht wurde seit seiner Einführung stets massvoll eingesetzt. Aber es nützt alles nichts, der Vorlage wird mit 113:72 Stimmen zugestimmt und geht jetzt in den Ständerat.
Um 18.30 Uhr ist dann die Sondersession zu Ende und ich kann nach Hause fahren. Aber nur für eine kurze Zeit. Morgen habe ich bereits wieder eine Sitzung in Bern.
Zweiter Tag (16.4.)
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Heute geht es praktisch den ganzen Tag um die Legislaturplanung 2023-2027. Insgesamt ist die Vorlage in vier Blöcke unterteilt: Wohlstand und Digitalisierung, Zusammenhalt, Sicherheit und Frieden, Klima und natürliche Ressourcen. Wie verbindlich solche Legislaturziele sind, da scheiden sich die Geister. Sie geben zwar eine Stossrichtung vor und sind eine Art Leitlinien. Am Ende der Legislatur findet aber keine Evaluation statt, ob die Ziele tatsächlich auch erfüllt wurden.
Eine Premiere gibt es heute für Islam Alijaj: Er kann zum ersten Mal sprechen im Rat. Es geht um die Verabschiedung eines konkreten Massnahmenplans zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention als Legislaturziel. Islam spricht bei der Begründung des Antrags selber, seine Assistentin wiederholt dann seine Sätze jeweils. Geht doch!
Im Block «Sicherheit und Frieden» streikt plötzlich die Abstimmungsanlage. Ich hoffe, das ist kein schlechtes Omen… Die Informatik schafft es nicht mehr, die Abstimmungsanlage zum Laufen zu bringen. Die Debatte wird fortgesetzt, aber die Abstimmungen werden auf morgen vertagt. Das führt natürlich dazu, dass einige Ratsmitglieder das Bundeshaus vorzeitig verlassen, es ist auch bereits 18 Uhr. Thomas Aeschi stellt den Ordnungsantrag, die Sitzung abzubrechen, falls das Quorum nicht mehr erreicht wird. Es haben sich aber allem bei der SVP die Ränge gelichtet. Da die Anlage nicht funktioniert, muss das Quorum mit Namensaufruf bestimmt werden. Das dauert… Mit 138 anwesenden Ratsmitgliedern ist es mehr als erreicht, der Antrag Aeschi ist auch eher Schikane zu verstehen. Jetzt hoffen wir alle, dass morgen die Anlage dann tatsächlich wieder funktioniert…!
Sondersession 15.-17. April 2024, erster Tag (15.4.)
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Heute beginnt die diesjährige Sondersession. Wie meist üblich, muss auch dieses Jahr der Nationalrat wieder «nachsitzen». Der Ständerat tagt nicht. Normalerweise ist die Sondersession erst Anfang Mai, heuer findet sie bereits im April statt. Das Hauptgeschäft ist die Legislaturplanung 2023-2027, welche für morgen traktandiert ist. Aber wir arbeiten auch wieder zahlreiche Vorstosslisten ab.
Wir beginnen mit dem Gesetz über Besteuerung der Telearbeit im internationalen Verhältnis, die seit der Corona-Krise sehr zugenommen hat. Es soll eine gesetzliche Grundlage geschaffen werden, um Grenzgänger:innen auch dann zu besteuern, wenn sie Telearbeit im Ausland verrichten. Mit Frankreich und Italien gibt es bereits zwei konkrete Anwendungsfälle. Das Gesetz wird ohne Gegenstimme angenommen, was nicht weiter erstaunlich ist: Wegen des Sechseläutens fehlen heute nämlich grosse Teile des Zürcher Freisinns im Rat;-). Und der Böögg wird wegen starker Windeböen nicht einmal angezündet, das erste Mal in seiner Geschichte.
Danach behandeln wir Vorstösse aus dem Finanzdepartement und der Bundeskanzlei. Eine Motion von Thomas Burgherr, welche die Reduktion der Bunderatsprivilegien verlangt, wird nicht überwiesen. Das ist auch gut so, denn diese sogenannten «Privilegien» wie GA 1. Klasse, Lufttransportdienste oder Übernahme Handy-Kosten halten sich also in engen Grenzen.
Dritte Woche, letzter Tag (15.3.)
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Der heutige letzte Morgen ist rekordmässig schnell zu Ende: Um 8.30 Uhr sind wir bereits durch mit den Traktanden. Die Schlussabstimmungen bergen keine Überraschungen mehr, es wird allen Vorlagen zugestimmt. Insgesamt hat der Nationalrat in dieser Session 1800 Minuten persönliche Vorstösse behandelt und damit den Pendenzenberg abgearbeitet, das ist beachtlich.
Jetzt freue ich mich aber sehr aufs Wochenende mit meiner Familie! Nächste Woche geht es nämlich auch ohne Session mit viel Tempo weiter, werde an fünf Tagen wiederum in Bern sein.
Dritte Woche, vierter Tag (14.3.)
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Wir beginnen heute mit der Revision des Namensrechts. Doppelnamen sollen wieder möglich sein. Sie entsprechen einem grossen Bedürfnis, zudem sind sie im Ausland auch häufig üblich. Neu soll der Doppelname mit oder ohne Bindestrich geführt werden können. Zudem ist vorgesehen, dass der Doppelname auch für Kinder ermöglicht wird, unabhängig davon, ob die Eltern miteinander verheiratet sind. Die Kinder sollen ausserdem auch dann einen Doppelnamen tragen dürfen, wenn die verheirateten Eltern ihre Namen behalten. Das gefällt der SVP nicht. Ein Rückweisungsantrag erhält darum eine Mehrheit: Die Rechtskommission muss die Vorlage nun so abändern, dass Doppelnamen für Kinder nicht möglich sind. Wie fortschrittlich…
Dafür geht es vorwärts beim Gesetz über eine E-ID 2.0. Das Volk hat einen ersten Versuch abgelehnt hat. Dies aber nicht, weil man grundsätzlich gegen eine E-ID war, sondern weil man wollte, dass der Bund eine solche ausstellt und nicht Private. Das ist nun so in diesem Gesetz, ihm wird auch sehr deutlich zugestimmt.
Dann folgt eine ausserordentliche Session, beantragt von der SVP. Es sollen wieder systematische Grenzkontrollen eingeführt werden und Leute aus Europastaaten sollen kein Anrecht auf Asyl haben. Die beiden Motionen werden zum Glück klar abgelehnt, bei der Mitte gibt es aber ein paar Enthaltungen.
Das CO2-Gesetz kommt aus der Einigungskonferenz zurück: Die finanzielle Unterstützung für E-Ladestationen wird gestrichen. Wir stimmen dem Gesetz zu, auch wenn es weit entfernt davon ist, was wirklich nötig wäre. Aber es ist immerhin besser als nichts.
Auch wir haben eine ausserordentliche Session beantragt, zur Armut in der Schweiz. Estelle Revaz hat dazu eine Motion eingereicht: Zur Bekämpfung der Armut soll das Präventionsprogramm bis mindestens 2030 verlängert und eine nationale Strategie verabschiedet werden. Estelle hat im Vorfeld mit fast allen Parlamentarier:innen gesprochen und Überzeugungsarbeit geleistet. Mit Erfolg: die Motion wird mit 117: 59 Stimmen bei 7 Enthaltungen angenommen. Gut gemacht, Estelle!
Und dann ist auch dieser lange Tag vorbei, und wir gehen alle ins Restaurant «Darling» für unseren traditionellen Fraktions-Schlussabend.
Dritte Woche, dritter Tag (13.3.)
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Nach den Richterwahlen zu Beginn der Sitzung, geht es gleich weiter mit WBF-Geschäften. Ich freue mich, dass eine Motion aus der Bildungskommission, welche die Realisierung einer nächsten Landesausstellung fordert, eine Mehrheit erhält. Klar kostet das Geld, aber ich glaube, nach über 20 Jahren darf man ein solches Projekt schon wieder anpacken. Wir brauchen auch wieder mal etwas «fürs Gmüet». Weniger Freude habe ich daran, dass die Motion, welche einen freiwilligen Zugang zum Zivildienst fordert, abgelehnt wird, auch wenn es leider zu erwarten war.
Am Nachmittag arbeiten wir Vorstösse aus dem Finanzdepartement ab. All die Vorstösse, die nach dem CS-Debakel eingereicht wurden, werden heute behandelt. Das war genau vor einem Jahr, es scheint aber wieder völlig vergessen zu sein. Die Vorstösse werden abgelehnt oder zurückgezogen. Es zeigt sich deutlich: Der rechte Aufschrei vor einem Jahr war nur Show, jetzt ist man wieder auf der Seite der Bankenlobby.
Nach Sitzungsschluss findet endlich wieder meine absolute Lieblingsveranstaltung statt: Prêt-à-politiser. Eine Modeveranstaltung von Frauen für Frauen, ausschliesslich von Schweizer Designerinnen.